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Nachruf Prof. Dr. Werner Link

14. Juli 1934 — 3. Januar 2023

Prof. Dr. Werner Link (14. Juli 1934 — 3. Januar 2023)

Nachruf

Das Institut für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen trauert um seinen Kollegen Prof. Dr. Werner Link, der am 3. Januar 2023 verstorben ist. Am 14. Juli 1934 geboren, wurde er 88 Jahre alt.

Werner Link war ein international renommierter Experte für Außenpolitik und internationale Beziehungen. Er studierte Politische Wissenschaft bei Wolfgang Abendroth in Marburg, wo er im Jahre 1961 mit einer Studie zur Geschichte der Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik und im Dritten Reich promovierte. Bereits mit seiner Habilitationsschrift von 1970 über „Die amerikanische Stabilisierungspolitik in Deutschland 1921-32“ setzte er einen der Hauptakzente seiner wissenschaftlichen Arbeit: die Analyse der transatlantischen Beziehungen. Methodisch verband er exaktes historisches Quellenstudium mit dem ideengeschichtlich vertieften, theoretischen Ansatz des neo-realistischen Paradigmas. Thematisch blieben die transatlantischen Beziehungen ein zentrales Thema, wie die Studie zu „Europa und Amerika nach der Zeitenwende - die Wiederkehr der Geschichte“ (zusammen mit Miles Kahler, 1995) dokumentiert. Doch sein Fokus hatte sich bald folgerichtig erweitert und umschloß dann die Strukturen und Konflikte der internationalen Beziehungen im globalen Kontext. Dabei interessierten ihn die Dynamik des Ost-West-Konfliktes und die Neuordnung der Weltpolitik nach seinem Ende ebenso wie die deutsche Außenpolitik und die politischen Herausforderungen der Europäischen Union in ihrer Innen- und Außenperspektive.  

Darüber hinaus engagierte er sich auch in zahlreichen wissenschaftlichen Vereinigungen. So wirkte er seit 1971 als hauptamtliches Mitglied und Vorsitzender in der DFG Kommission für Friedens- und Konfliktforschung, und war einer der Gründungsväter der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft. Seit 1992 fungierte er als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Direktoriums im Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien, und arbeitete von 1990  bis 2005 als Mitherausgeber der Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland sowie von 1997 bis 2005 als Mitherausgeber der Zeitschrift für Politik.

Seine akademische Karriere führte ihn von Marburg zuerst an die Universität Kassel, danach über die Georgetown University und Trier schließlich 1990 an die Universität zu Köln, der er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1999 treu blieb. Wir schätzten ihn nicht nur als Analytiker, der es verstand, die politische Dynamik brillant zu analysieren, sondern auch als Pragmatiker, der das Geschick des Institutes selbst in unruhigen und konfliktreichen Phasen leitend moderieren konnte. Er besaß die Solon’sche Begabung, Konflikte sachlich zu schlichten, Herausforderungen mit konzeptioneller Weitsicht zu begegnen, und dabei das bonum commune der Institution und ihrer Mitglieder niemals aus den Augen zu verlieren. Zugleich wußte er als Student Machiavellis, daß auch die besten Lösungen niemals dauerhaften Bestand haben, und so mag zuletzt ein Wort Shakespeares (Cymbeline, IV.III.) am Platz sein:

We thank you. Let's withdraw;
And meet the time as it seeks us.

Wolfgang Leidhold
Wolfgang Wessels